Montag, 13. Mai 2013

Von Leichen und Luftnot


Juliette zwängte sich durch die Luftschleuse. Die schwere Tür quietschte in den Angeln. Juliette griff nach dem großen Rad, hängte sich an die Speichen und verschloss die Tür, so fest es ging. Die Dunkelheit um sie herum war überwältigend.
Die Luft in ihrem Anzug wurde schlechter, ihr war ein wenig schwummerig. Sie drehte sich um, orientierte sich mit einer Hand an der Wand und stolperte durch die Dunkelheit voran.
Es gab kein Licht, kein Schimmer fiel von den großen Außenmonitoren herein. Sie betete, dass der Grundriss des Silos der gleiche war und sie sich zurechtfinden würde. Und sie betete, dass die Luft in ihrem Anzug noch einen Moment reichen würde und die Luft im Silo nicht so giftig war wie die draußen.
Ihre Hand traf genau dort auf die Gitterstäbe der Zelle, wo Juliette sie erwartet hatte, weshalb sie davon ausgehen konnte, sich auch weiterhin im Dunkeln zurechtzufinden. Sie war sich nicht sicher, was sie zu finden hoffte – sie hatte sich nicht überlegt, wie genau ihre Rettung vonstatten gehen sollte –, sie stolperte nur möglichst weit weg von dem Horror da draußen, von den Leichen, die hinter ihr lagen. Sie begriff noch gar nicht wirklich, dass sie dort gewesen war, dass sie draußen gewesen war und sich jetzt an einem völlig neuen Ort befand.
Sie tastete sich durch das Büro und nahm die letzten Atemzüge aus ihrem Helm, als sie plötzlich stolperte. Sie landete auf einem weichen Etwas, griff danach und spürte einen Arm. Einen Körper. Mehrere Körper. Das straffe Fleisch fühlte sich deutlicher nach Mensch an als die leeren Hüllen und Knochen da draußen – es war nicht so leicht, über diese Körper hinwegzukriechen. Wegen ihres eigenen Körpergewichts musste sie den Kopf drehen und verlor fast das Gleichgewicht. Sie schreckte zurück, wollte sich entschuldigen, ihre Hände zurückziehen, zwang sich aber, über den Haufen zu klettern, durch die Dunkelheit, bis ihr Helm schließlich gegen die Bürotür stieß.
Der Stoß war so heftig, dass Juliette Sterne sah und befürchtete, das Bewusstsein zu verlieren. Sie tastete nach oben, nach der Klinke. Sie hätte ihre Augen ebenso gut geschlossen haben können, so dunkel war es. Nicht einmal in den Tiefen der Mechanik war es so dunkel gewesen.
Sie fand die Klinke. Die Tür war nicht verschlossen, bewegte sich aber auch nicht. Juliette rappelte sich auf, ihre Stiefel gruben sich in die leblosen Körper, sie warf sich gegen die Tür. Sie war panisch, sie hatte nur noch einen Wunsch, sie wollte weg aus diesem Horrorkabinett.
Die Tür bewegte sich. Ein bisschen. Auf der anderen Seite verrutschte etwas, und sie stellte sich vor, dass dort noch mehr Leichen lagen. Wieder und wieder warf sie sich gegen die Tür, ihr verzweifeltes Keuchen hallte im Helm wider. Ihr klebte das Haar verschwitzt im Gesicht, sie sah nichts, bekam keine Luft mehr. Sie wurde immer schwächer, atmete ihren eigenen verbrauchten Atem.
Als sich die Tür einen Spalt öffnete, zwängte sie sich hindurch, erst eine Schulter, dann den Helm, dann den anderen Arm und das Bein. Sie fiel zu Boden, krabbelte herum und schob sich dann von innen gegen die Tür, um sie zu verschließen.
Da war ein winziges bisschen Licht, kaum wahrnehmbar. Eine Barrikade aus Tischen und Stühlen war gegen die Tür errichtet worden und infolge ihrer Anstrengungen ein bisschen durcheinandergeraten. Die harten Kanten der Tische und die spinnenhaften Beine der Bürostühle schienen nach ihr zu greifen.
Juliette hörte ihren eigenen keuchenden Atem und wusste, dass sie keine Zeit mehr hatte. Die giftige Luft, die sie von draußen mit hineingelassen hatte, war wie eine Ungezieferwolke, die nur darauf wartete, dass sie ihren Helm abnahm, um sich dann auf sie zu stürzen.
    
Hallo Ihr Lieben :)
Hab ich euch neugierig gemacht? 
Das war ein kleiner Auszug aus dem Buch, das ich gerade lese.
Hier erfahrt ihr mehr darüber ;) 
Welche Bücher lest Ihr denn zur Zeit? Ihr dürft mir gerne ein
Kommentar dazu hinterlassen :)

Ich wünsche euch einen schönen Start in die Woche ♥

Sabrina